Montag, 23. Januar 2012

Der Hadsch

An seinen Reden war nicht mehr dieser Hass gegenüber der weissen Rasse zu spüren, er hatte aufgehört das zu tun, was Muhammad den Leuten antat. Und zwar sie gegen die Weissen aufzuhetzen. 
Malcolm war ein Mensch, der stets die Wahrheit verfolgte und nur die Wahrheit. Er wollte wissen, was der ‘‘wahre Islam‘‘ wirklich bedeutete, nachdem er sich in einem Gespräch mit zwei Arabern vertieft hatte. Diese Araber waren von einer weissen Haut geprägt und Malcolm staunte darüber, dass sie sich als Muslime ausgaben. Sie erklärten ihm, dass er sich mit seinem Islam auf der falschen Route bewegte und sich dringendst darum bemühen sollte, mehr über die Religion zu erfahren.
Von diesem Gespräch geprägt suchte Malcolm nach einer Lösung und fand sie bei Mahmoud Youssef Shawarbi. Malcolm entschloss sich dem Hadsch, der Pilgerfahrt nach Mekka, die ein Muslim ein Mal in seinem Leben ausführen muss. Die finanzielle Unterstützung bekam er von seiner Halbschwester Ella und das Empfehlungsschreiben, welches jeder amerikanische Muslim brauchte, um nach Mekka reisen zu dürfen, erhielt er von Dr. Shawari.
Doch so einfach war es dann doch nicht! Er hatte Probleme mit der Einreise in die Heilige Stadt Mekka und kam nicht weg von der Stadt Jeddah. Doch dieser Aufenthalt hatte auch etwas Gutes an sich: Er bekam Hilfe von einem gewissen Abd ir-Rahman Azzan. Ebenfalls ein Araber von heller Haut. Er kannte Malcolm, hatte sehr viel über ihn gehört, über seine Bewegung mit der Nation of Islam und dem Versuch die Afroamerikaner zu ‘‘befreien‘‘. Er wusste auch, dass Malcolm eigentlich als Rassist galt und Hass gegenüber den Weissen predigte. Doch trotzdem bot er ihm seine Hilfe an und nahm ihn bei sich auf. Er brachte Malcolm in seine Suite unter und liess ihn zuerst da ausruhen, bevor er ihn dann nach Mekka fuhr. Er brachte ihm sogar das richtige Gebetsrituale bei, denn das Gebet, dass er in vorhergegangenen Kapiteln ansprach muss ganz anders ausgesehen haben.

,,In der islamischen Welt hatte ich erlebt, dass Männer mit weisser Hautfarbe sich viel brüderlicher mir gegenüber verhielten als irgendjemand anders je zuvor. Dieser Morgen war der Beginn einer radikalen Änderung in meiner Auffassung über ‘‘weisse‘‘ Menschen.
Die Brüderlichkeit! Dass Menschen aller Rassen und Hautfarben aus der ganzen Welt als Gleiche unter Gleichen zusammenkommen! Das war für mich der Beweis für die Macht des Einen Gottes.‘‘


                                Das Mittagsgebet


Was sich in dem Hotel ereignete sollte ich vielleicht noch erwähnen. Er war nämlich auf Saud ibn Abd al-Aziz gestossen, den damaligen König von Saudi Arabien. Ebenfalls ein weisser Araber. Mit ihm kam Malcolm in ein Gespräch und wurde vom König persönlich als Staatsgast erklärt: ,,Noch niemals zuvor bin ich so hoch geehrt worden, aber ich habe mich gleichzeitig auch noch nie so bescheiden und dieser Ehrung unwürdig gefühlt.‘‘ Er fühlte die Herzlichkeit und die Menschenliebe, die ihm auf diesem Kontinenten entgegen gebracht wurde.



Saud ibn Abd al-Aziz

Krass wie sich die Haltung eines Menschen innerhalb weniger Tage ändern kann, nachdem er über ein Jahrzehnt an etwas Gegensätzlichem festgehalten hat.
Er tauschte sich viel mit seiner Frau Betty aus und schilderte ihr die Situation in Mekka. Diese Schilderung erfolgte in Form von Briefen die er ihr zuschickte und die dann auch der Öffentlichkeit präsentiert wurden: ,,Nie zuvor habe ich eine derart aufrichtige Gastfreundschaft und einen derart überwältigenden Geist wahrer Brüderlichkeit erlebt, wie sie mir von Menschen aller Hautfarben und Rassen hier im Heilligen Land, dem Lande Abrahams, Muhammads und all den anderen Propheten der Heiligen Schriften, entgegengebracht wurden. Während der ganzen vergangenen Woche war ich sprachlos und völlig fasziniert von der Freundlichkeit, die ich überall um mich herum an Menschen aller Hautfarbe beobachten konnte.
Mir ist die Segnung zuteil geworden, die Heilige Stadt Mekka zu besuchen. Geführt von einem jungen Mann namens Muhammad habe ich die Kaaba siebenmal umschritten. Ich habe Wasser aus der Heiligen Quelle Semsem getrunken, bin siebenmal zwischen den Hügeln Al-Safa und Al-Marwah hin und her gewandert. In der uralten Stadt Mina und auf dem Berg Arafat habe ich meine Gebete zu Allah gesprochen.
Dort waren Zehntausende von Pilgern aus der ganzen Welt. Unter ihnen waren alle Hautfarben vertreten, von blauäugigen Blonden bis zu schwarzhäutigen Afrikanern. Aber wir nahmen alle am selben Ritual teil und verbreiteten einen Geist der Einheit und der Brüderlichkeit, wie ich ihn nach meinen Erfahrungen in Amerika zwischen Weissen und Nichtweissen für unmöglich hielt.‘‘


Das bisher spannendste was ich gelesen habe fand ich in diesem Kapitel, welches auch mein bevorzugtes Kapitel ist: ,,Während der vergangenen elf Tage hier in der islamischen Welt habe ich vom selber Teller gegessen, aus dem selben Glas getrunken und im selben Bett geschlafen und zum selben Gott gebetet wie meine muslimischen Glaubensbrüder mit ihren blauen Augen, blonden Haaren und ihrer weissen Haut.‘‘
Es hat mich sehr gefreut, dass er dann schlussendlich doch den wahren Islam gefunden hatte, auch wenn er ihn nicht mehr lange praktizieren konnte. 


Malcolm verweilte nicht nur in Mekka, sondern machte eine Reise durch verschieden Länder. Zuerst flog er auf Beirut, die Hauptstadt von Libanon. Dann ging es weiter über Nigeria nach Ghana. 
Wo er auch hin ging, wurde er empfangen, wie ein Rockstar. Er sprach sehr viel in Universitäten oder auch zu Mitgliedern des Parlaments, die sehr an dem aktuellen Rassenkonflikt in Amerika interessiert waren. Er versuchte den Menschen dort klar zu machen, dass die Lage sich in keiner Weise verbessert hatte, wie es die Amerikaner ihnen durch Propaganda vorspielten.



Hinzu kommt noch einmal eine Namensänderung in El-Hajj malik El-Shabazz.
Jedoch behielt er seinen Namen Malcolm X immer noch und wurde noch damit angesprochen. 




Dokumentation über den Hadsch


Mekka - Die Heilige Stadt
                                               





Die Kaaba
























In der Kaaba befindet sich ein Stein. Es soll sich um einen Meteoriten handeln, der aus dem All auf die Erde kam. Die islamische Überlieferung besagt, dass Abraham den Stein beim Erbauen der Kaaba als Geschenk von Gabriel empfangen hat und er aus dem Paradies stamm.




Sonntag, 22. Januar 2012

Die Trennung

Der Neid und die Eifersucht waren Hauptgründe für die getrennten Wege zwischen der Organisation und Malcolm X. Es wurden versteckt Andeutungen gemacht wie etwa: ,,Malcolm versucht anscheinend, die Nation of Islam zu übernehmen,’’ oder ,,er will ein eigenes Imperium’’. Seine Brüder behandelten ihn ganz und gar nicht mehr liebevoll, sie hatten sich eher gegen ihn eingestellt. Die eigene Zeitung z.B. berichtete Nichts mehr über ihn. Egal wie viele Erfolge er verbuchte, man wollte es ihm nicht gönnen. Dann kam noch ein Knüller hinzu und zwar bestimmte Muahmmad ihn als ersten Nationalen Prediger der Nation of Islam vor versammeltem Publikum und nannte ihn als den treusten, unermüdlich arbeitenden Prediger. Man kann sich vorstellen wie das bei den anderen Predigern eingetroffen ist.
Der Einzige, der diese gemeinsame Geschichte aber zerstört hatte, war derjenige der sie begonnen hatte: ,,Elijah Muhammad, der 67-jährige Führer der Black Muslim-Bewegung, stand heute wegen Vaterschaftsklagen von zwei seiner früheren Sekretärinnen vor Gericht. Sie gaben an, er habe ihre vier Kinder gezeugt. Beide Frauen sind den Zwanzigern. Miss Rosary und Miss Williams behaupten, sie hätten von 1957 bis heute intimen Kontakt mit Elijah Muahammad gehabt.’’ Er selbst war es, der die Muslim hintergangen und verraten hatte. Malcolm versuchte sich nichtsdestotrotz für ihn einzusetzen mit dessen Sohn Wallace Muhammad. In seinen Reden sprach er von Lot, indem wir nicht die Inzest sehen, sondern daran denken, dass er die Menschen vor dem Untergang vor Sodom und Gomorrah gerettet hat. Oder dass uns Noah nicht an einen Trunkenbold erinnert, sonder daran, dass er die Arche baute und die Menschen mahnte. Und bei Moses denken wir an die Befreiung der Hebräer aus der Knechtschaft und nicht an den Ehebruch mit äthiopischen Frauen. So forderte er die Leute die guten Taten den schlechten überzuordnen. Er trat immer noch vor die Leute und verbreitete die Lehren des Muhammads und hielt Stellung zu verschiedenen Ereignissen. So auch zum Ereignis des 22. November 1963!
Muhammad hatte allen Predigern befohlen, sich nicht dazu zu äussern, doch aus irgendeinem Grund wagte sich Malcolm doch zu einer Meinungsäusserung zum Mord an John F. Kennedy: ,,Ihr werdet ernten, was ihr gesät habt.’’ Oder besser bekannt unter:  ,,the chickens coming home to roost’’.   




Daraufhin gab es ein Treffen mit Muhammad, bei dem ihm 90 Tage Redeverbot erteilt wurden. Malcolm wusste, dass er die Grenzen überschritten hatte und nahm die Strafe auf sich: ,,Sein Leugnen war der schwerste Schlag für mich.’’ Es gingen nämlich Gerüchte herum, dass Malcolm gegenüber Elijah rebelliert haben soll nach diesem Redeverbot. Diese Gerüchte konnten nur von einem in die Welt gesetzt werden.
Die getrennten Wege hatten begonnen. Man hatte gegenseitig abgeschlossen und für Malcolm war klar, dass er nie mehr in diese Bewegung zurückkehren wird.
Malcolm bekam ab diesem Zeitpunkt Morddrohungen. Elijah habe Angst gehabt vor Malcolm, denn er könnte gefährlich werden. Dies hat Malcolm von den zwei Sekretärinnen erfahren, als er sie über die gemeinsamen Kinder mit Elijah befragen wollte. Malcolm distanzierte sich und ging der Nation of Islam aus dem Weg.



Malcolm befand sich mit seiner Familie in den Ferien, als er im Jahre 1962 eine neue Bekanntschaft machte mit einem gewissen Boxer namens Cassius Clay.  Sie hatten eine Menge Zeit miteinander verbracht und ihn ihm fand Malcolm eine gute Stütze. Er war ein Boxer, der die Herzen der Afroamerikaner höher schlagen liess. Ein mir völlig unbekannter Name mit dem ich nichts anzufangen wusste beim Lesen der Kapitel, bis ich am Dienstag auf diese Zeitung stiess:



Cassius Clay, besser bekannt als Muhammad Ali



Als Malcolm nach dieser kurzen Auszeit dann wieder aktiv wurde, widmete er sich den Ghettos, da er da das nötige Potenzial entdeckt hatte. Er begann nun auch Kontakte zu pflegen mit Führern aus anderen Organisationen. Viele Brüder verliessen die Nation of Islam und begleiteten ihn auf seinem neuen Weg. Und nicht nur in den Ghettos fand er Anhänger, sondern auch Afroamerikaner aus der höheren Schicht waren bereit ihn zu unterstützen und ihm bei Seite zu stehen. Seine neue Organisation umfasste nun nicht nur Muslime, sondern es waren alle Schwarzen willkommen, die es satt hatten unterdrückt zu werden. Malcolm erreichte auch hier wieder Grosses und fand viele Anhänger.
Parallel dazu versuchte man ihn immer noch umzubringen und verübte Mordanschläge auf ihn. 




Malcolm X, seine Töchter und Muhammad Ali



Die Black Muslims

Die Zahl der Konvertierten stieg zwar, jedoch nicht so wie es sich die Verantwortlichen der Nation of Islam erhofften. Malcolm predigte und predigte, bewegte viele Leute zum Glaubenswechsel, doch den wahren Aufschwung erlebte die Organisation durch die Medien. Die Tatsachen wurden zwar verzerrt und die Nation of Islam in einem sehr schlechten Licht präsentiert, doch in ganz Amerika kannte man die Anhänger Muahammads. Malcolm selber brachte eine Zeitung heraus namens ’’Muhammad Speaks’’, im Radio hielten viele Oberhäupter Reden über ihre Ideen und am Fernseher konnte man die Predigten live mit verfolgen. 
Es erschien ein Dokumentarfilm mit dem Namen ’’Wenn Hass neuen Hass erzeugt’’. Die Anhänger wurden als ’’Black Muslims’’ betitel, ihnen wurde Hass und der Wille auf Vorherrschaft angehängt. Die Zeitschriften spielten verrückt, alles drehte sich nur noch um die Nation of Islam:
’’Boten des Hasses’’...’’Schwarze Befürworter der Rassentrennung’’...’’Schwarze Rassisten’’ und viele weitere Vorwürfe wurden diesen Freiheitskämpfern gemacht. Der weisse Mann, der den Schwarzen Verbote erteilte, sich in gewissen Gebäuden aufzuhalten, sie daran hinderte den Tätigkeiten ihrer Wünsche nachzugehen und  sie aus der Gesellschaft schloss,  wirft ihnen nun den Versuch der Rassentrennung vor!
Der weisse Mann, welcher den Afroamerikanern sogar im Bus verbot sich neben ihm zu setzten, verurteilt ihn nun.
Malcolm wusste sich jedoch immer gut zu retten: ,,Der weisse Mann, der seine Vorherrschaft seit eh und je ausgeübt hat, kann seine Schuld nicht dadurch überspielen, dass er nun den Ehrwürdigen Elijah Muhammad der Verbreitung einer Lehre bezichtigt, mit der angeblich schwarze Vorherrschaft und Hass gepredigt werden! Mr. Muahmmad versucht nichts anderes, als das Bewusstsein der Schwarzen zu heben und ihre soziale und wirtschaftliche Lage in diesem Land zu verbessern.’’ Und zugleich liefert diese Aussage noch einmal ein deutliches Indiz dafür, dass der Glaube an sich zweitrangig war.
Aus Seiten der Black Muslims wollte man eine Separation und auch Malcolm versuchte dies den Leuten einzureden. Wenn wir uns zurückerinnern an den Anfang dieser Einträge und somit an seinen Vater, sehen wir konkrete Übereinstimmungen, denn dieser war auch dafür, dass ein Zusammenleben zwischen Weiss und Schwarz nicht möglich sei.

Zudem wurde die Nation of Islam von  anderen afroamerikanischen Organisationen heftig attackiert, woraufhin Malcolm sie als Onkel Tom’s[i] bezeichnete.
Malcolm X selber war nun genau so bekannt wie Elijah Muhammad selbst. In Medien wurde mehr über Malcolm berichtet als über jemanden sonst. Er genoss grosse Anerkennung, die er aber nie auszunutzen versuchte. Er arbeitete im Auftrag der Nation of Islam und als Vertreter von Muhammad. In jeder seiner Reden erwähnte er das Oberhaupt. Mit ,,Der Ehrwürdige Elijah Muhammad lehrt...’’ begann und beendete er seine Reden.
Er war immer noch voller Ehrfurcht vor dem Führer der Organisation und entgegnete ihm wie schon von Anfang an mit grosser Beachtung: ,,Meine Aktentasche war vollgestopft mit Fotos von Elijjah Muhammad. Ich überreichte sie den Fotografen. Die vorher Bilder von mir gemacht hatten. Ich rief Chefredakteure an und bat sie seine Bilder und nicht meine zu veröffentlichen.’’ Er versuchte sich in keiner Weise von anderen Anhängern abzuheben oder sich für etwas Besseres zu erklären.



''Muhammad speaks''





















[i] Als Onkel Tom werden abwertend Afroamerikaner bezeichnet, die sich freiwillig einer weissen Autoritätsperson unterordnen. 

Prediger Malcolm

Malcom X wurde nun auch persönlich von Muahammad als Prediger ausgebildet. Er verbrachte eine Menge Zeit mit ihm und war von ihm begeistert: ,,Jeden Abend, wenn ich mich schlafen legte, war meine Ehrfurcht vor Mr. Muhammad noch weiter gewachsen.’’ Malcolm leistete grosse Arbeit, man konnte nur staunen über seine Fortschritte als Prediger. Es gelang ihm mehrere Menschen zum Islam zu verleiten und er errichtete einige neue Tempel.





Noch einen Input zum Gegensatz Muahammads Lehren und dem wahren Islam:
An verschiedenen Anlässen und v.a. an Trauerfeiern predigte Malcolm, dass es gemäss Mr. Muhammad nach dem Tod kein Leben mehr gibt: ,,Dann las ich zwei Stellen aus dem Buch Hiobs vor, wo er im siebten bzw. vierzehnten Kapitel davon spricht, dass es kein Leben nach dem Tode gibt.’’
,,Später sollte ich erfahren, dass sowohl die Lehren Mr. Muhammads über den Tod als auch unsere muslimische Trauerfeiern im krassen Gegensatz zu dem standen, was der Islam des Osten lehrte.’’
Ich glaube hier bestätigt sich au meine Behauptung über das mangelnde Wissen über die wahre Religion in Amerika. Er macht auch den Unterschied zwischen dem Glauben, der im Westen praktiziert wird und dem, der im Osten seinen Ursprung hat und sieht ein, dass der islamische Glauben des Westen (in diesem Fall Amerika) nicht mit dem wahren Islam übereinstimmt.



               Aus der Verfilmung der Autobiographie - Denzel Washington 





Noch etwas spannendes hat sich auf diesen letzten Seiten ereignet und zwar hat Malcolm X eine Afroamerikanerin, die ebenfalls Mitglied der Nation of Islam war, geheiratet. Betty X war ihr Name. Mit ihr hatte Malcolm vier Töchter.


Betty X
Malcolm X





















Attallah X

Qubilah X

Ilyasah X

Freitag, 20. Januar 2012

Der Neuanfang

Dann war es endlich so weit! Malcolm wurde nach sieben Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen. Seinen Neuanfang setzte er in Detroit und zog bei seinem Bruder ein. Er fand auch sofort Arbeit und wurde Mitglied eines Tempels – Elijah Muhammad liess Tempel für seine Anhänger bauen, in denen sie gemeinsam seinen Lehren nachgehen konnten. Diese Tempel sind besser bekannt als Moscheen.   
Sie lebten wie richtige Muslime: ,,Erst er (sein Bruder) und dann ich vollzogen die morgendliche Waschung. Dann kam Wilfreds Frau Ruth an die Reihe und danach ihre Kinder, so dass die Benutzung des Badezimmers ohne Gedränge  vor sich ging.
Mit nach Osten gewandten Gesichtern und in Gewändern gekleidet stellte sich die ganze Familie auf. Man streifte die Hausschuhe ab und trat gemeinsam auf den Gebetsteppich.’’
Das Gebet am Abend vollzogen sie ebenfalls in der Gruppe zu Hause, doch die restlichen drei Gebetszeiten vollendeten sie in ’’leisem meditieren’’ für sich während der Arbeit. ’’
Weiter berichtet er: ,,Alle Familienmitglieder, auch die Kinder, begrüssten sich bei der ersten Begegnung des Tages leise und freundlich mit ’’As-Salaam-Alaikum’’ – die arabische Begrüssung ’’Friede sei mit dir’’. ’’Wa-Alaikum-Salaam’’, entgegnete das angesprochene Familienmitglied – ’’Auch mit dir sei Friede’’.  Nicht nur innerhalb der Familie schien die Harmonie zu stimmen, alle Muslime untereinander entgegneten sich mit Respekt und Barmherzigkeit. Er beschreibt die Zeit als ,,einfach herrlich’’.



Justice, Freedom, Equality, Islam (Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichheit, Islam)


,,Sowohl die verheirateten als auch die ledigen muslimischen Schwestern wurden mit Respekt und Verehrung behandelt, etwas, was ich bei schwarzen Männern gegenüber ihren Frauen noch nie erlebt hatte.’’ Ein paar Kapitel vorher habe ich etwas ausgelassen, dass ich hier gerne einbringen würde. Und zwar eine Haltung die Malcolm früher vertrat: ,,Nach meiner Auffassung sollten Männer alles machen dürfen, wozu sie klever, gemein oder mutig genug waren, und eine Frau war für mich nichts anderes als ein Gebrauchsgegenstand.’’
Schade dass nicht einige Islamkritiker, die behaupten der Islam sei eine ’’frauenerniedrigende Organisation’’, dies lesen können.
Malcolm hat demnach einige Ideale aus früherer Zeit schon mit der Anerkennung des islamischen Glaubens abgeworfen, weitere werden folgen, v.a. mit der Reise nach Mekka und dem Loslösen von der Nation of Islam.
Malcolm war so überzeugt von der Nation of Islam, dass er auf die Strassen ging und die ’’Schwarzen Brüder’’, die immer noch unter der ‘‘Hirnwäsche‘‘ litten versuchte auf den richtigen Pfad zu bringen.  Er machte Anwerbekampagne und war mit Herz und Seele an der ganzen Sache dabei. Im Tempel Nummer Eins, wo er sich aufhielt wusste man seine Bemühungen zu schätzen und erwies ihm sogar die Ehre als stellvertretender Prediger.

Wie radikal seine Reden waren möchte ich gerne zeigen: ,,Meine Brüder und Schwestern, die christliche Religion unseres weissen Sklavenherren hat uns schwarzen Menschen hier in der Wildnis Nordamerikas beigebracht, dass uns Flügel wachsen, wenn wir sterben, und dass wir dann in die Wolken fliegen, wo Gott für uns einen besonderen Ort bereithält, der den Namen Himmel trägt. Das ist die christliche Religion des Weissen, und die betreibt Gehirnwäsche an uns Schwarzen.  Wir haben sie akzeptiert! Wir haben sie uns zu Eigen gemacht! Wir haben sie geglaubt! Wir haben sie praktiziert! Und während wir all dies taten, hat der blauäugige Teufel sein Christentum für sich gedreht und gewendet, so dass er uns unter der Knute halten konnte, und wir weiterhin auf die Belohnung in den Wolken warten, auf das Paradies im Jenseits starren, während er sein Paradies hier, auf dieser Erde, in diesem Leben geniesst.’’


Oder Passagen in dieser Form: ,,Während der Sklaverei, ihr müsst euch das vorstellen, während der Sklaverei gab es unter unseren schwarzen Grossmüttern, unseren Urgrossmüttern, unseren Ururgrossmüttern kaum eine, die dem weissen Vergewaltiger, dem Sklavenhalter entkommen ist.

Weiter geht’s mit Folgendem: ,,Der Weisse ist als Teufel erschaffen worden! Er soll das Chaos auf diese Erde bringen.’’

Auch Elijah Muhammad ging solche Themen während seinen Predigten an: ,,Der Schwarze ist der Erste Mensch gewesen, ist aus seiner Heimat entführt und seiner eigenen Sprache, seiner Kultur, seiner Familienstruktur und seines Familiennamens beraubt worden, bis er nun nicht einmal mehr weiss, wer er ist.’’

Diese paar Kapitel bereiten jedem Muslim Kopfschmerzen! Es geht gar nicht um den Glauben selbst, um den wahren Islam! In allen Reden werden die Missstände zwischen Weiss und Schwarz angegangen respektive die Unterdrückung der schwarzen Rasse. Ich lehne mich vielleicht zu weit aus dem Fenster aber ich glaube dieser armselige Elijah strebte nach einer Revolution. Er wollte die Schwarzen gegen die Weissen aufhetzen, was auch die aggressive Haltung von Malcolm erklärt.
Ich habe zwar den Koran noch nicht gelesen, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass Allah in keiner Sure offenbart hat, dass der Weisse ein Teufel sei.
Die Lehren und Ideen dieses Mannes stehen total im Gegensatz zum Islam: ,,Das schwarze Volk, die Kinder Gottes, seien allesamt selbst Götter. Und unter ihnen gebe es einen, ein menschliches Wesen wie die anderen, der aber der Gott der Götter sei: der Höchste, der Allerhöchste, das Höchste Wesen, allwissend und allmächtig – und sein richtiger Name sei Allah.’’
Erstens sollte man sich kein Abbild Gottes machen und ihn sicherlich nicht als menschliches Wesen betiteln und zweitens folgen die wahren Muslime dem Monotheismus und nicht dem Mehrgottglauben.




Elijah Muhammad


Doch einen allzu grossen Vorwurf kann ich diesen Anhängern nicht machen. Wie ich schon angetönt habe, als Afroamerikaner in dieser Zeitperiode zu leben, dass ist das Eine. Und das andere ist Amerika selbst! Der Islam war meiner Meinung nach überhaupt nicht bekannt in Amerika und die Leute wussten wenig bis gar nichts darüber – auch heute, ich könnte schwören, dass die Mehrheit der Amerikaner, so gebildet wie sie auch sind, in einem Muslimen nur einen Terroristen sehen und nicht mehr.


Heute weiss auch Malcolm, dass er total falsch lag: ,,Während dieser  Erzählungen sass ich gebannt da und lauschte den Worten Mr. Muhammads, die mir das erschlossen, was ich damals als die wahre Geschichte unserer Religion, der eigentlichen Religion der Schwarzen, akzeptierte. ’’ Der Islam eine Religion nur für Schwarze? Totaler Wahnsinn, was sich dieser Mensch erlaubt hatte!

Nun mit diesem Neuanfang änderte er übrigens auch seinen Familiennamen, der seinen Urvätern durch irgendeinen Sklavenhalter mitgegeben wurde, in ’’X’’.  Er wurde zu Malcolm X.

Montag, 9. Januar 2012

Der angestaute Hass

So wagte Malcolm den Schritt und schrieb ihm einen Brief, schlussendlich hatte er ja nichts mehr zu verlieren, da er ganz unten angekommen war. Der Elijah Muhammed antwortete ihm und ermutigte ihn sich intensiv mit seinen Lehren zu befassen und machte ihm klar, dass der Teufel in der weissen Rasse steckt.
Malcolm wechselte sich ständig mit Muhammad aus und fühlte sich seinen Lehren anvertraut. Es gab aber ein Problem: Er konnte sich nicht in einfachem Englisch ausdrücken und das schriftlich festhalten, was er dachte und fühlte. Es mangelte nicht nur an Redegewandtheit, sondern an der Grammatik und sowohl auch an seiner Schrift die man kaum entziffern konnte.  So begann Malcolm ein Eigenstudium. Er lernte (wieder) zu lesen und zu schreiben, verbesserte und erweiterte seinen Wortschatz, da er vom angeeigneten Slang wegkommen wollte, indem er das ganze Lexikon abschrieb, um Wörter und deren Definitionen  zu beherrschen! Dazu übte er sich in der Rhetorik. Denn er schrieb Briefe an all die Menschen, die er von früher kannte und wollte ihnen ’’den richtigen Weg’’ empfehlen und sie davon überzeugen.
,,Wie hätte  sich das angehört, wenn ich so geschrieben hätte, wie ich im Strassenslang redete, so etwas wie: ,,Hör mal, Alter, lass dir’ was über den Typen Elijah Muhammad verklickern...’’
Malcolm verbrachte seine Zeit nur noch mit dem Briefeschreiben und vor allem dem Lesen. Da ihm Muhammad immer wieder zu erklären versuchte, dass die Geschichte ’’geweisst’’ worden ist, befasste sich Malcolm intensiv mit der Vergangenheit der Afroamerikaner und deren Herkunft. Er wollte so viel wie möglich über sie erfahren. Als er auf die Sklaverei stiess, wurde sie zu seinem Hauptthema, wobei er sie auch in seinen späteren Überzeugungsreden viel gebrauchte. Er war entsetzt über die Vergangenheit der Schwarzen und dem, was die Weissen ihnen angetan hatten. Er befasste sich nicht nur mit den Afroamerikanern, sondern auch mit anderen Völkern, denen der weisse Mann Schaden zugefügt hat. Z.B. ging er der Geschichte Mahatma Gandhis nach, der ebenfalls für sein Volk gegen die Kolonialisierung der weissen Briten ankämpfte, oder dem Opiumkrieg: Als die Briten den Chinesen Opium andrehten und sie süchtig danach wurden. Als der Kaiser daraufhin Mengen an Opium vernichten liess, um sein Volk zu retten, brach der Krieg aus: ,,Man stelle sich das vor! Jemandem den Krieg erklären, weil er es ablehnt, mit Rauschgift vollgepumpt zu werden! Die Chinesen wurden unter Einsatz des von ihnen selbst erfundenen Schwarzpulvers brutal niedergeworfen.’’
Malcolm ist durch die vielen Einblicke in die Vergangenheit der vollen Überzeugung, dass der weisse Mann nur Schaden anrichtet und nichts als Unruhe stiftet. Dass er ein gewalttätiger und herrschsüchtiger Tyrann ist.
Die folgenden Jahre im Gefängnis  verbrachte Malcolm damit, den schwarzen Brüdern ‘‘die Wahrheit‘‘ zu vermitteln. Er verbreitete die Lehren des Elijah Muhammad und setzt sich für ihn ein: ,,In den darauffolgenden Jahren lebte ich in der Gefängniskolonie von Norfolk fast wie ein Eremit[i]. Ich war in meinem Leben noch nie so beschäftigt gewesen (mit dem Studieren der Lehren und dem Predigen, v.a. in Form von Briefaustausch). Ich staune immer noch darüber, wie schnell die Denkgewohnheiten meines früheren Lebens von mir wichen, wie im Frühling der Schnee von den Dächern.‘‘

Zwar verabscheue ich diesen Elijah Muahmmad und seine Lehren doch ehrlich gesagt weiss ich nicht, ob ich eine andere Haltung eingenommen hätte, wenn ich ein Afroamerikaner gewesen wäre und zu dieser Zeit gelebt hätte. Wenn man so etwas erfährt und dann auch selber miterlebt, wie man gedemütigt und unterdrückt wird, da kann der Hass gegenüber dem Gegner, also dem weissen Mann, nur steigen.


Zudem spricht Malcolm das erste Mal über seine Praktizierung des Islam selber. Um genauer zu sein geht er auf das Gebet ein, auf eines der fünf Säulen im Islam. Er hatte sehr Mühe gehabt sich vor Allah auf die Knie zu senken: ,,Niedergekniet hatte ich mich vorher bestenfalls in der Absicht, ein Schloss zu knacken, um ein Haus auszuräumen. Und für das Böse ist es sehr schwierig, sich dazu zu überwinden, auf die Knie zu fallen, seine Schuld einzugestehen und Gott um Vergebung zu bitten.‘‘ Doch mit der Zeit konnte er sich dann ohne grosse Mühe vor Allah niederwerfen und wusste was er ihm zu sagen hatte. Von Alkohol, den Drogen und dem unreinen Schweinefleisch war schon lange nicht mehr die Rede, diese Konsumgüter waren Vergangenheit.



Buch von Carter G. Woodson



Frederick Olmsted -
Durch seine Werke kam Malcolm an die Sklaverei






















[i] Ein Eremit ist ein Mensch, der mehr oder weniger abgeschieden von der übrigen Gesellschaft lebt.



Der falsche Schritt Richtung Islam

In diesen Kapiteln habe ich Dinge gelesen, die ich mir nicht einmal im Schlaf hätte erträumen können, doch zu diesen später!

Im ersten Jahr kam Malcolm nicht von den Drogen hinweg.  Und wegen seiner antireligiösen Einstellung, die er auch immer wieder mit Religionsbeleidigungen preisgab, wurde er ’’Satan’’ genannt.  Malcolm wurde mehrmals verlegt: Er konnte dem Staatsgefängnis von Charlestown, wo es an hygienischer Versorgung fehlte, entkommen und wurde in einem Gefängnis in Concord untergebracht. Später wurde er dann nach Norfolk verlegt. Dort kam er dann auch zum Islam.
Alle seiner Geschwister waren bereits zum Islam konvertiert oder besser gesagt sie hatten sich dem Elijah Muhammad angeschlossen. Dieser gab sich als Bote Allahs aus und sei gekommen, um die Afroamerikaner von den Qualen zu befreien.
Ein Bruder von Malcolm kam ihn einmal besuchen und versuchte ihm die ’’natürliche Religion der Schwarzen’’ näher zu bringen: ,,Er erzählte mir, Gott sei nach Amerika gekommen und habe sich einem Mann namens Elijah zu erkennen gegeben – einem Schwarzen, genau wie wir.’’  Es waren seine Geschwister, die Malcolm zum Islam verleiteten. Jedoch waren diese so geblendet von diesem Elijah, dass sie den Islam gar nicht richtig erlernt hatten und ihn falsch praktizierten. Nichts desto trotz waren sie von diesem ‘‘Boten‘‘ so überzeugt und versuchten seine Lehren weiter zu geben, ebenfalls auch an Malcolm – was ihnen gelang.


Aufenthalt in verschiedenen Gefängnissen



Malcolm und einer seiner Brüder:

,,Der Teufel ist ebenfalls ein Mensch. Und Malcolm, die Zeit des Teufels ist abgelaufen!‘‘
,,Wie meinst du das?’’
Mit einer leichten Kopfbewegung wies Reginald auf einige weisse Gefangene und ihre Besucher im Raum.
,,Sie! Der Weisse ist der Teufel!
Du weißt nicht einmal, wer du bist! Du weißt es nicht, weil der weisse Teufel vor dir geheim gehalten hat, dass du aus einem Menschengeschlecht uralter Zivilisationen, grosser Reichtümer und grosser Königreiche stammst. Du kennst deinen wirklichen Familiennamen nicht, und wenn du deine eigene Sprache hören würdest, würdest du sie nicht verstehen. Der weisse Teufel hat dich von allem Wissen über deine Art abgeschnitten.’’

Gemäss diesem Elijah Muhammad waren die Ureinwohner Schwarze gewesen, die in einem Paradies lebten bis ein gewisser Yacub durch die Züchtung der weissen Rasse den Frieden störte und das Böse einbrachte. Gott schickte daraufhin Moses, um die Weissen zu zivilisieren, was jedoch erfolglos war. Und nun sei er mit seiner ‘‘Nation of Islam‘‘ an der Reihe und wolle die Schwarzen aus  der Unterdrückung befreien.
Ich vermute aufgrund der Lage der Afroamerikaner fand diese Bewegung eine grosse Anhängerschaft, denn diese erhofften sich damit einen sozialen Aufstieg. 


Der Islam eine Religion nur für Afroamerikaner?
Totaler Schwachsinn!


Er der letzte Gesandte?
Mohammed ist der letzte Prophet! Dies ist jedem
 richtig praktizierenden Muslim klar.





























Dieser Mann, dessen Namen man lieber nicht ausschreiben möchte, hat den wahren Islam in den Dreck gezogen. Und genau wegen solcher Menschen wird der Glaube falsch vermittelt und in ein falsches Licht gestellt.



Sonntag, 8. Januar 2012

Rückkehr nach Boston - in den Knast

Aufgrund eines Streites mit einem der ganz grossen Hustler - so nannte er die Ganoven egal in welcher ’’Branche’’ sie tätig waren -  musste Malcolm Harlem verlassen, um dem Tod auf ein Weiteres zu entkommen.  Sein alter Freund Shorty holte ihn von New York mit dem Auto ab, bei dem er dann auch einzog.
Zurück in Boston angekommen genoss Malcolm grosses Ansehen als erfolgreicher Hustler. Alle schauten sie zu ihm auf und alle wussten über seine Zeit in Harlem Bescheid. Man nannte ihn einen verrückten. Er hatte vor nichts Angst und am wenigsten vor dem Sterben, er war ganz abgehärtet und nahm keine Rücksicht, dies ebenfalls aufgrund des übermässigen Drogenkonsums. ,,Drogen waren für mich das, was für andere Leute das Essen ist. Ich trug meine Kanonen, wie ich heute Krawatten trage.’’
Er lebte einfach sinnlos dahin und war immer noch, wie er es zuvor beschrieb ’’geistig tot’’. Eine normale Arbeitsstelle hatte er schon lange nicht mehr angegangen und hatte es auch nicht vor. Damit er aber weiterhin existieren kann, musste Geld her. So widmeten er sich den Raubüberfällen.

Man kann ihn nicht als dummen oder naiven Afroamerikaner einstufen. Er war einfach nur, wie viele andere Afroamerikaner, Opfer des Gesellschaftssystems dieser Zeit geworden.
Dass Malcolm ein intelligenter Mensch war, bewies er nicht nur in seinen jungen Jahren mit seinen Schulleistungen, sondern auch mit seiner Karriere als Schurke. Die vielen erfolgreichen illegalen Geschäfte, denen er in Harlem nachging oder die Art wie er in Roxbury mit seiner kleinen Bande diese Raubüberfälle durchführte und dass er mehrere Jahre davon lebte, zeigen dass dies kein 0815 Afroamerikaner oder gar ein Weisser hingebracht hätte.
Und dann kam das, was jeder Verbrecher mal kennenlernt, früher oder später.  Er wurde verhaftet und mehrere Jahre ins Gefängnis gesteckt, was ihn erstens vor dem Tod wahrte und zweitens zum Islam führte. Dieses Kapitel möchte ich genauer angehen, denn hier spricht er sehr interessante Dinge an.  Was ich dringend noch hinzufügen sollte ist, dass der Bande zwei weisse Frauen angehörten, mit denen Malcolm und sein Freund Shorty auch engeren Kontakt hatten. Dies wird den beiden nämlich bei der Verhaftung zu einem grossen Verhängnis:
Er befand sich in einem Uhrengeschäft als ihm dieser Polizist gegenüberstand und ihn aufforderte seine Hände aus der Tasche zu nehmen.
,,Heute bin ich fest davon überzeugt, dass Allah mir schon in diesem Moment beistand.  Ich versuchte nicht auf den Bullen zu schiessen, und das hat mir mein Leben gerettet. Nach meiner Stellung kamen zwei weitere Polizeibeamte aus ihrem Versteck. Sie hatten mich die ganze Zeit im Auge gehabt. Eine falsche Bewegung, und ich wäre ein toter Mann gewesen.’’ Und am gleichen Tag als er festgenommen wurde, war der Ehemann von Sophie, seiner weissen Verehrerin, in seiner Wohnung aufgetaucht und wollte ihn töten, da er von der jahrelangen Affäre mitbekommen hatte.
,,Tausendmal habe ich darüber nachgedacht wie es nur möglich war, dass ich am Tag meiner Verhaftung dem Tod gleich zweimal knapp entkommen bin. Allein deswegen glaube ich fest daran, dass alles vorherbestimmt ist.’’
Es hat mich sehr verblüfft, dass er im Nachhinein sagt, dass Allah an seinem Leben schon vor seinem Übertritt teilgenommen hat. Denn hier liefert er ein eindeutiges Glaubensbekenntnis, indem er sagt es hat nie einen anderen Gott geben können, was die erste von fünf Säulen im Islam ist.  Und zudem spricht er etwas an, womit ich mich selber auch sehr beschäftigt habe. Ich dachte früher, dass jede Religion seinen eigenen Gott hat, doch heute denke ich wie Malcolm: Es gibt keinen anderen Gott ausser Allah.


        Hier noch eine Rede, die er später als Prediger hält und wieder von EINEM Gott spricht

                                  



So kam Malcolm also in Gefängnis. Das Absurde an der Sache war jedoch, dass er nicht wie es für nicht Vorbestrafte üblich war, für zwei Jahre ins Gefängnis musste, sondern schlussendlich zehn Jahre für sein Verbrechen bekam. Wobei er zu dieser Zeit 21 Jahre alt war!
,,Offensichtlich werden wir hauptsächlich wegen dieser Frauen bestraft.’’ Die weissen Gesetzeshüter waren so frustrier darüber, dass die zwei Afroamerikaner ihnen die weissen Frauen nahmen, zudem sie der Oberschicht angehörten, dass sie die Strafe weitaus höher setzten.  Es ging bei der Bestrafung gar nicht um die Raubüberfälle, sondern um das Verbrechen, die Barrieren überschritten und das Tabu gebrochen zu haben. Justizangestellte verloren während den Verhandlungen die Kontrolle und liessen Bemerkungen aus ihrem Mund wie etwa: ,,nette weisse Mädchen... gottverdammte N***.’’
Die Frauen wurden übrigens nach sieben Monaten auf Bewährung entlassen.




Malcolm X - der Verbrecher 

Samstag, 7. Januar 2012

Malcolm, ein Opfer des amerikanischen Gesellschaftssystems

Die letzten Kapitel gaben mir lediglich einen Einblick seiner Vergangenheit in Harlem, die ganz und gar nicht den Wertvorstellungen des Islam entspricht. Diese Zeitspanne kann man als seinen Tiefpunkt nennen. 
Er ging illegalen Tätigkeiten nach und verdiente sein Geld längst nicht mehr im legalen Arbeitswesen. Er war als Dealer aktiv und versorgte viele Musiker und Leute der wohlhabenden Klasse, er handelte mit Prostituierten, übte Raubüberfälle aus und fand sich im Glücksspiel zu Recht.  Er hatte in der Gegend Fussgefasst und sich einen Namen gemacht.

,,Evangelisten und Mystiker, die am Sonntag mit Jesus  hausieren gingen, konnte man gegen Bezahlung für seine Glückszahl beten lasse.’’ Hier vielleicht noch ein weiterer Grund für seine Abneigung gegen den christlichen Glauben. 



,,Ich war permanent high, so dass ich nur noch in einer Traumwelt lebte. ’’ Malcolm befand sich am Abgrund und sein Leben als Hustler war nicht immer einfach. Er entkam dem Tod immer wieder nur ganz knapp. ,,Während all dieser Jahre war ich eigentlich tot – geistig tot. Ich wusste es nur nicht.'' Die Schuld an der ganzen Misere bleibt bei dem amerikanischen Gesellschaftssystem und bei Leuten, wie seinem Englischlehrer, die den schwarzen alle Türen schlossen und ihre Hoffnungen platzen liessen: ,,Wir alle, die wir vielleicht das Zeug zu Weltraumforschern, Krebsspezialisten oder Industriekapitänen gehabt hätten, waren ja statt dessen zu schwarzen Opfern des Gesellschaftssystems der weissen Amerikaner geworden – wir waren einfach schwarz.’’




                                    Beiläufig noch ein Paar Bilder dieser Zeit:


Duke Ellingtons - Einer der einflussreichsten Jazzmusiker in
Amerika mit dem sich Malcolm angefreundet hatte


Das Astor Hotel am Broadway,
wo Malcolm sein erstes Apartment hatte




One Astor Plaza, der Wolkenkratzer,
welcher dieses Hotel seit 1972 ersetzt

Freitag, 6. Januar 2012

Harlem

Ella, die Halbschwester, die ihn zu sich nach Boston geholt hatte, um seinem Leben einen Aufschwung zu geben, wollte nicht, dass er auf die schiefe Bahn gerät und so wird, wie alle anderen im Ghetto. Sie bemühte sich um eine bessere Zukunft für Malcolm, redete ihm ständig ein, suchte dann nach einem neuen Job ausserhalb von Boston und schickte ihn nach New York, wo er dann in Harlem landete. Was sie jedoch nicht ahnen konnte war, dass da seine Karriere als Gauner erst recht seinen Lauf nahm.
Nach vielen gescheiterten Jobversuchen wurde ihm in einer Bar namens Small’s Paradise ein Job als Kellner angeboten, wobei es auch da nicht nur beim Servieren blieb. Nebenbei versorgte er gewisse Gäste mit Drogen und den Freiern verschuf er Zugang zu Prostituierten. Sein Freundeskreis erweiterte sich und reichte von bekannten Bandmitgliedern bis zu ’’edlen’’ Ganoven. In der Stadt war er längstens bekannt, wobei er eigentlich mit 17 Jahren noch ein Kind war.





Ich habe nach dieser Bar gesucht und ein Paar Infos dazu gefunden:
http://keepingupwiththejones-markjones.blogspot.com/2011/02/today-in-black-history-smalls-paradise.html


Small's Paradise

Donnerstag, 5. Januar 2012

Erfolgloser Umzug

,,Gelobt sei Allah, dass ich damals nach Boston ging’’, schreibt Malcolm zwar, doch die ersten Erlebnisse, die er im neuen Gebiet macht, waren überhaupt nicht gotteswürdig. Er fing an Alkohol zu trinken, schaute nicht mehr ob das Fleisch von einem Schwein oder vom Rind stammt – seine Mutter hatte ihn nämlich schon früher, aus unerklärlichen Gründen, vom Schweinefleisch abgehalten – und er begann seine ersten Joints zu rauchen. Das war nicht das, was er und seine Halbschwester Ella sich vorgestellt und sich erhofft hatten. Er wollte wie Ella eine ‘‘erfolgreiche‘‘ Karriere durchmachen und für viele eine Vorbildfunktion einnehmen, wie es Ella für ihn war. Doch er hatte eine Abneigung gegen Schwarze, die glaubten sie seien etwas Besseres als andere und hochnäsig auf sie herab schauten. So zog er sich in Ghetto zurück, wobei er sich die Falschen als Vorbild nahm. Schwarze in ihren scharfen Kleidern und ihrem geglätteten Haar, die nicht arbeiteten aber trotzdem zu Geld kamen.
Malcolm fing an als Schuhputzer zu arbeiten, wobei die Aufgabe eines erfolgreichen Schuhputzers nicht nur im Putzen der Schuhe beruhte. Er kam mit verschiedensten Berühmtheiten in Kontakt und fühlte sich in dieser Gesellschaftsschicht wohl.
Als er genug Geld gespart hatte kaufte er sich ebenfalls einen solchen Zoot Suit und lies sich die Haare glatt machen. ,,Was für ein lächerlicher Narr ich war! Ziemlich dumm, wie ich einfach sprachlos vor Entzückung darüber, dass mein Haar nun ’’weiss’’ aussah, dort in Shortys Zimmer stand und mein Spiegelbild betrachtete. Das war mein erster wirklich grosser Schritt zur Selbsterniedrigung.‘‘
Er zählte zu diesen Schwarzen, von denen man meinen könnte sie hätten einer Gehirnwäsche unterlegen und glaubten Schwarze seien minderwertig, die Weissen überlegen und man nur mit solchen Symbolen einen gewissen Status erreicht. Das ist das Zeichen der Schwarzen, dass sie sich schämten für das, was sie waren.

Ein Afroamerikaner im Zoot Suit




Der ''Conk'' 
             (Denzel Washington als Malcolm X)                   






Die Feten wurden dann immer ausgeflippter, Alkohol und Drogen waren zu einem Standardkonsum geworden. Malcolm geriert völlig auf die schiefe Bahn und das im Alter von erst 16 – wobei man erwähnen muss, dass ihn alle für über 20 Jahre alt hielten aufgrund seiner grossen Statur und der Ausstrahlung. An seine Ausbildung dachte er gar nicht mehr und vergass die erfolgreichen Schuljahre seiner Vergangenheit und tauschte sie gegen den neuen Lebensstil ein.  
Malcolm war ein begeisterter Tänzer und an Veranstaltungen war er schon lange bekannt. Er beherrschte den Lindy Hop wie kein anderer und seine Statussymbole mit Zoott Suit und Conk liessen ihn dabei richtig weiss sein. Zudem erweiterten sich diese Symbole mit einer weiteren Bekanntschaft an einer Fete:
,,Nun, zu dieser Zeit war es in Roxbury, wie in jedem anderen schwarzen Ghetto in Amerika für den durchschnittlichen schwarzen Mann ein Statussymbol ersten Ranges, wenn er eine weisse Frau hatte, die keine stadtbekannte Hure war.’’
Er hatte das grosse Tabu, dass er von Lansing kannte gebrochen. Stolz präsentierte er sich in der Stadt mit seiner neuen, weissen Freundin Sophie und fühlte sich dabei als einer der ganz Grossen. 



In der Verfilmung der Autobiographie erhielt ich einen Einblick in Malcolms Tanzbegeisterung und musste bei der Art des Tanzes schmunzeln. Überzeugen Sie sich selber: