Freitag, 20. Januar 2012

Der Neuanfang

Dann war es endlich so weit! Malcolm wurde nach sieben Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen. Seinen Neuanfang setzte er in Detroit und zog bei seinem Bruder ein. Er fand auch sofort Arbeit und wurde Mitglied eines Tempels – Elijah Muhammad liess Tempel für seine Anhänger bauen, in denen sie gemeinsam seinen Lehren nachgehen konnten. Diese Tempel sind besser bekannt als Moscheen.   
Sie lebten wie richtige Muslime: ,,Erst er (sein Bruder) und dann ich vollzogen die morgendliche Waschung. Dann kam Wilfreds Frau Ruth an die Reihe und danach ihre Kinder, so dass die Benutzung des Badezimmers ohne Gedränge  vor sich ging.
Mit nach Osten gewandten Gesichtern und in Gewändern gekleidet stellte sich die ganze Familie auf. Man streifte die Hausschuhe ab und trat gemeinsam auf den Gebetsteppich.’’
Das Gebet am Abend vollzogen sie ebenfalls in der Gruppe zu Hause, doch die restlichen drei Gebetszeiten vollendeten sie in ’’leisem meditieren’’ für sich während der Arbeit. ’’
Weiter berichtet er: ,,Alle Familienmitglieder, auch die Kinder, begrüssten sich bei der ersten Begegnung des Tages leise und freundlich mit ’’As-Salaam-Alaikum’’ – die arabische Begrüssung ’’Friede sei mit dir’’. ’’Wa-Alaikum-Salaam’’, entgegnete das angesprochene Familienmitglied – ’’Auch mit dir sei Friede’’.  Nicht nur innerhalb der Familie schien die Harmonie zu stimmen, alle Muslime untereinander entgegneten sich mit Respekt und Barmherzigkeit. Er beschreibt die Zeit als ,,einfach herrlich’’.



Justice, Freedom, Equality, Islam (Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichheit, Islam)


,,Sowohl die verheirateten als auch die ledigen muslimischen Schwestern wurden mit Respekt und Verehrung behandelt, etwas, was ich bei schwarzen Männern gegenüber ihren Frauen noch nie erlebt hatte.’’ Ein paar Kapitel vorher habe ich etwas ausgelassen, dass ich hier gerne einbringen würde. Und zwar eine Haltung die Malcolm früher vertrat: ,,Nach meiner Auffassung sollten Männer alles machen dürfen, wozu sie klever, gemein oder mutig genug waren, und eine Frau war für mich nichts anderes als ein Gebrauchsgegenstand.’’
Schade dass nicht einige Islamkritiker, die behaupten der Islam sei eine ’’frauenerniedrigende Organisation’’, dies lesen können.
Malcolm hat demnach einige Ideale aus früherer Zeit schon mit der Anerkennung des islamischen Glaubens abgeworfen, weitere werden folgen, v.a. mit der Reise nach Mekka und dem Loslösen von der Nation of Islam.
Malcolm war so überzeugt von der Nation of Islam, dass er auf die Strassen ging und die ’’Schwarzen Brüder’’, die immer noch unter der ‘‘Hirnwäsche‘‘ litten versuchte auf den richtigen Pfad zu bringen.  Er machte Anwerbekampagne und war mit Herz und Seele an der ganzen Sache dabei. Im Tempel Nummer Eins, wo er sich aufhielt wusste man seine Bemühungen zu schätzen und erwies ihm sogar die Ehre als stellvertretender Prediger.

Wie radikal seine Reden waren möchte ich gerne zeigen: ,,Meine Brüder und Schwestern, die christliche Religion unseres weissen Sklavenherren hat uns schwarzen Menschen hier in der Wildnis Nordamerikas beigebracht, dass uns Flügel wachsen, wenn wir sterben, und dass wir dann in die Wolken fliegen, wo Gott für uns einen besonderen Ort bereithält, der den Namen Himmel trägt. Das ist die christliche Religion des Weissen, und die betreibt Gehirnwäsche an uns Schwarzen.  Wir haben sie akzeptiert! Wir haben sie uns zu Eigen gemacht! Wir haben sie geglaubt! Wir haben sie praktiziert! Und während wir all dies taten, hat der blauäugige Teufel sein Christentum für sich gedreht und gewendet, so dass er uns unter der Knute halten konnte, und wir weiterhin auf die Belohnung in den Wolken warten, auf das Paradies im Jenseits starren, während er sein Paradies hier, auf dieser Erde, in diesem Leben geniesst.’’


Oder Passagen in dieser Form: ,,Während der Sklaverei, ihr müsst euch das vorstellen, während der Sklaverei gab es unter unseren schwarzen Grossmüttern, unseren Urgrossmüttern, unseren Ururgrossmüttern kaum eine, die dem weissen Vergewaltiger, dem Sklavenhalter entkommen ist.

Weiter geht’s mit Folgendem: ,,Der Weisse ist als Teufel erschaffen worden! Er soll das Chaos auf diese Erde bringen.’’

Auch Elijah Muhammad ging solche Themen während seinen Predigten an: ,,Der Schwarze ist der Erste Mensch gewesen, ist aus seiner Heimat entführt und seiner eigenen Sprache, seiner Kultur, seiner Familienstruktur und seines Familiennamens beraubt worden, bis er nun nicht einmal mehr weiss, wer er ist.’’

Diese paar Kapitel bereiten jedem Muslim Kopfschmerzen! Es geht gar nicht um den Glauben selbst, um den wahren Islam! In allen Reden werden die Missstände zwischen Weiss und Schwarz angegangen respektive die Unterdrückung der schwarzen Rasse. Ich lehne mich vielleicht zu weit aus dem Fenster aber ich glaube dieser armselige Elijah strebte nach einer Revolution. Er wollte die Schwarzen gegen die Weissen aufhetzen, was auch die aggressive Haltung von Malcolm erklärt.
Ich habe zwar den Koran noch nicht gelesen, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass Allah in keiner Sure offenbart hat, dass der Weisse ein Teufel sei.
Die Lehren und Ideen dieses Mannes stehen total im Gegensatz zum Islam: ,,Das schwarze Volk, die Kinder Gottes, seien allesamt selbst Götter. Und unter ihnen gebe es einen, ein menschliches Wesen wie die anderen, der aber der Gott der Götter sei: der Höchste, der Allerhöchste, das Höchste Wesen, allwissend und allmächtig – und sein richtiger Name sei Allah.’’
Erstens sollte man sich kein Abbild Gottes machen und ihn sicherlich nicht als menschliches Wesen betiteln und zweitens folgen die wahren Muslime dem Monotheismus und nicht dem Mehrgottglauben.




Elijah Muhammad


Doch einen allzu grossen Vorwurf kann ich diesen Anhängern nicht machen. Wie ich schon angetönt habe, als Afroamerikaner in dieser Zeitperiode zu leben, dass ist das Eine. Und das andere ist Amerika selbst! Der Islam war meiner Meinung nach überhaupt nicht bekannt in Amerika und die Leute wussten wenig bis gar nichts darüber – auch heute, ich könnte schwören, dass die Mehrheit der Amerikaner, so gebildet wie sie auch sind, in einem Muslimen nur einen Terroristen sehen und nicht mehr.


Heute weiss auch Malcolm, dass er total falsch lag: ,,Während dieser  Erzählungen sass ich gebannt da und lauschte den Worten Mr. Muhammads, die mir das erschlossen, was ich damals als die wahre Geschichte unserer Religion, der eigentlichen Religion der Schwarzen, akzeptierte. ’’ Der Islam eine Religion nur für Schwarze? Totaler Wahnsinn, was sich dieser Mensch erlaubt hatte!

Nun mit diesem Neuanfang änderte er übrigens auch seinen Familiennamen, der seinen Urvätern durch irgendeinen Sklavenhalter mitgegeben wurde, in ’’X’’.  Er wurde zu Malcolm X.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen