Montag, 23. Januar 2012

Der Hadsch

An seinen Reden war nicht mehr dieser Hass gegenüber der weissen Rasse zu spüren, er hatte aufgehört das zu tun, was Muhammad den Leuten antat. Und zwar sie gegen die Weissen aufzuhetzen. 
Malcolm war ein Mensch, der stets die Wahrheit verfolgte und nur die Wahrheit. Er wollte wissen, was der ‘‘wahre Islam‘‘ wirklich bedeutete, nachdem er sich in einem Gespräch mit zwei Arabern vertieft hatte. Diese Araber waren von einer weissen Haut geprägt und Malcolm staunte darüber, dass sie sich als Muslime ausgaben. Sie erklärten ihm, dass er sich mit seinem Islam auf der falschen Route bewegte und sich dringendst darum bemühen sollte, mehr über die Religion zu erfahren.
Von diesem Gespräch geprägt suchte Malcolm nach einer Lösung und fand sie bei Mahmoud Youssef Shawarbi. Malcolm entschloss sich dem Hadsch, der Pilgerfahrt nach Mekka, die ein Muslim ein Mal in seinem Leben ausführen muss. Die finanzielle Unterstützung bekam er von seiner Halbschwester Ella und das Empfehlungsschreiben, welches jeder amerikanische Muslim brauchte, um nach Mekka reisen zu dürfen, erhielt er von Dr. Shawari.
Doch so einfach war es dann doch nicht! Er hatte Probleme mit der Einreise in die Heilige Stadt Mekka und kam nicht weg von der Stadt Jeddah. Doch dieser Aufenthalt hatte auch etwas Gutes an sich: Er bekam Hilfe von einem gewissen Abd ir-Rahman Azzan. Ebenfalls ein Araber von heller Haut. Er kannte Malcolm, hatte sehr viel über ihn gehört, über seine Bewegung mit der Nation of Islam und dem Versuch die Afroamerikaner zu ‘‘befreien‘‘. Er wusste auch, dass Malcolm eigentlich als Rassist galt und Hass gegenüber den Weissen predigte. Doch trotzdem bot er ihm seine Hilfe an und nahm ihn bei sich auf. Er brachte Malcolm in seine Suite unter und liess ihn zuerst da ausruhen, bevor er ihn dann nach Mekka fuhr. Er brachte ihm sogar das richtige Gebetsrituale bei, denn das Gebet, dass er in vorhergegangenen Kapiteln ansprach muss ganz anders ausgesehen haben.

,,In der islamischen Welt hatte ich erlebt, dass Männer mit weisser Hautfarbe sich viel brüderlicher mir gegenüber verhielten als irgendjemand anders je zuvor. Dieser Morgen war der Beginn einer radikalen Änderung in meiner Auffassung über ‘‘weisse‘‘ Menschen.
Die Brüderlichkeit! Dass Menschen aller Rassen und Hautfarben aus der ganzen Welt als Gleiche unter Gleichen zusammenkommen! Das war für mich der Beweis für die Macht des Einen Gottes.‘‘


                                Das Mittagsgebet


Was sich in dem Hotel ereignete sollte ich vielleicht noch erwähnen. Er war nämlich auf Saud ibn Abd al-Aziz gestossen, den damaligen König von Saudi Arabien. Ebenfalls ein weisser Araber. Mit ihm kam Malcolm in ein Gespräch und wurde vom König persönlich als Staatsgast erklärt: ,,Noch niemals zuvor bin ich so hoch geehrt worden, aber ich habe mich gleichzeitig auch noch nie so bescheiden und dieser Ehrung unwürdig gefühlt.‘‘ Er fühlte die Herzlichkeit und die Menschenliebe, die ihm auf diesem Kontinenten entgegen gebracht wurde.



Saud ibn Abd al-Aziz

Krass wie sich die Haltung eines Menschen innerhalb weniger Tage ändern kann, nachdem er über ein Jahrzehnt an etwas Gegensätzlichem festgehalten hat.
Er tauschte sich viel mit seiner Frau Betty aus und schilderte ihr die Situation in Mekka. Diese Schilderung erfolgte in Form von Briefen die er ihr zuschickte und die dann auch der Öffentlichkeit präsentiert wurden: ,,Nie zuvor habe ich eine derart aufrichtige Gastfreundschaft und einen derart überwältigenden Geist wahrer Brüderlichkeit erlebt, wie sie mir von Menschen aller Hautfarben und Rassen hier im Heilligen Land, dem Lande Abrahams, Muhammads und all den anderen Propheten der Heiligen Schriften, entgegengebracht wurden. Während der ganzen vergangenen Woche war ich sprachlos und völlig fasziniert von der Freundlichkeit, die ich überall um mich herum an Menschen aller Hautfarbe beobachten konnte.
Mir ist die Segnung zuteil geworden, die Heilige Stadt Mekka zu besuchen. Geführt von einem jungen Mann namens Muhammad habe ich die Kaaba siebenmal umschritten. Ich habe Wasser aus der Heiligen Quelle Semsem getrunken, bin siebenmal zwischen den Hügeln Al-Safa und Al-Marwah hin und her gewandert. In der uralten Stadt Mina und auf dem Berg Arafat habe ich meine Gebete zu Allah gesprochen.
Dort waren Zehntausende von Pilgern aus der ganzen Welt. Unter ihnen waren alle Hautfarben vertreten, von blauäugigen Blonden bis zu schwarzhäutigen Afrikanern. Aber wir nahmen alle am selben Ritual teil und verbreiteten einen Geist der Einheit und der Brüderlichkeit, wie ich ihn nach meinen Erfahrungen in Amerika zwischen Weissen und Nichtweissen für unmöglich hielt.‘‘


Das bisher spannendste was ich gelesen habe fand ich in diesem Kapitel, welches auch mein bevorzugtes Kapitel ist: ,,Während der vergangenen elf Tage hier in der islamischen Welt habe ich vom selber Teller gegessen, aus dem selben Glas getrunken und im selben Bett geschlafen und zum selben Gott gebetet wie meine muslimischen Glaubensbrüder mit ihren blauen Augen, blonden Haaren und ihrer weissen Haut.‘‘
Es hat mich sehr gefreut, dass er dann schlussendlich doch den wahren Islam gefunden hatte, auch wenn er ihn nicht mehr lange praktizieren konnte. 


Malcolm verweilte nicht nur in Mekka, sondern machte eine Reise durch verschieden Länder. Zuerst flog er auf Beirut, die Hauptstadt von Libanon. Dann ging es weiter über Nigeria nach Ghana. 
Wo er auch hin ging, wurde er empfangen, wie ein Rockstar. Er sprach sehr viel in Universitäten oder auch zu Mitgliedern des Parlaments, die sehr an dem aktuellen Rassenkonflikt in Amerika interessiert waren. Er versuchte den Menschen dort klar zu machen, dass die Lage sich in keiner Weise verbessert hatte, wie es die Amerikaner ihnen durch Propaganda vorspielten.



Hinzu kommt noch einmal eine Namensänderung in El-Hajj malik El-Shabazz.
Jedoch behielt er seinen Namen Malcolm X immer noch und wurde noch damit angesprochen. 




Dokumentation über den Hadsch


Mekka - Die Heilige Stadt
                                               





Die Kaaba
























In der Kaaba befindet sich ein Stein. Es soll sich um einen Meteoriten handeln, der aus dem All auf die Erde kam. Die islamische Überlieferung besagt, dass Abraham den Stein beim Erbauen der Kaaba als Geschenk von Gabriel empfangen hat und er aus dem Paradies stamm.




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