Donnerstag, 5. Januar 2012

Malcolm, das helle Köpfchen und der Umzug

So lebte die Familie Little zersplittert und ohne jegliche Perspektiven. Für Malcolm jedoch kam es noch härter: Nach einem kleinen Streich, den er sich an seinem Lehrer erlaubt hatte, wurde er der Schule verwiesen. Das Urteil lautete Besserungsanstalt.
Er wurde aber zuerst in einem Heim in Mason, Michigan untergebracht. Da fand er vor allem aufgrund seiner guten Zensuren grosse Zuneigung der Heimleiter Mr. und Mrs. Swerlin.
Die meisten Kinder wurden nach dem Aufenthalt im Heim in eine Besserungsanstalt weitergeleitet, doch bei Malcolm kam es ganz anders. Mrs. Swerlin hatte ihn an der Mason Junior High School angemeldet, wo er in die siebten Klasse aufgenommen wurde. Er war, abgesehen von den Lyons, der einzige Schwarze an der Schule. Er wurde nicht verspottet oder missachtet. Er genoss eine Anerkennung, die er in Lansing nie erlebt hatte. Seine Noten waren ausgezeichnet, er gehörte zu den besten Schülern an der Schule und langsam gewöhnte er sich an das Leben in Mason. Zwar gab es doch noch Fälle, in denen er merkte, als Afroamerikaner nicht willkommen zu sein – als z.B sein Geschichtslehrer einmal mit erhobener Stimme begann zu singen: ,,Way down younder in the cotton fied, some folks say that a n*** won’t steal’’. Doch er fühlte sich recht wohl.

,,Meine Noten gehörten zu den besten auf der Schule. Ich war ein Unikum in meiner Klasse, so bekannt wie ein bunter Hund. Und ich war stolz darauf, das kann ich nicht leugnen. Damals fühlte ich mich tatsächlich nicht mehr als Schwarzer, versuchte vielmehr auf jede erdenkliche Art ein Weisser zu sein.

Später verbrachte er grosse Zeit damit, den Schwarzen in Amerika beizubringen sich um jeden Preis nicht versuchen zu integrieren, denn heute nennt er diese Zeit in Mason eine Art freundlicher Herablassung.

Er war nicht lange in Mason geblieben, denn er kam zu einer Bekanntschaft mit der Tochter seines Vaters aus der ersten Ehe namens Ella, die ihn auf eine andere Bahn lenkte.
,,Ich war noch nie von jemandem so beeindruckt gewesen’’, schreibt er. Sie war eine stolze Frau und versuchte sich nicht aufgrund ihrer Hautfarbe zu verstellen um nicht aufzufallen.‘‘ Malcolm verbrachte seine Sommerferien bei ihr in Harlem, Boston. In dieser Zeitperiode war er viel unter Afroamerikanern, wo er sich neu entdeckte. Als er wieder zurück musste und die 8. Klasse begann, geschah etwas, was ihn noch mehr dazu bewegte sich von den Weissen loszulösen. Ich habe es in meinem letzten Eintrag ein bisschen angegangen und zwar ist es eine Diskussion mit seinem Englischlehrer, der den Schülern immer Tipps gab und sie ermutigte ihre Träume auszuleben. Er war gerade alleine mit Mr. Ostrowski im Klassenzimmer:
,,Malcolm, du solltest dir Gedanken über deine berufliche Zukunft machen. Hast du schon einmal darüber nachgedacht?
,,Nun ja Sir, ich habe mir gedacht, dass ich gerne Rechtsanwalt werden würde.’’
Malcolm, die erste Regel im Leben muss für uns heissen, realistisch zu sein. Versteh’ mich jetzt nicht falsch. Du weisst, wir alle hier mögen dich. Aber du musst dir klar darüber werden, was es bedeutet ein N*** zu sein. Rechtsanwalt zu sein – das ist kein realistisches Ziel für einen N***. Du musst dir etwas ausdenken, was du wirklich werden kannst.‘‘
,,Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich es nicht ertragen nur unter den Weissen zu sein.’’
Er distanzierte sich von den Weissen und mit dem Beenden der achten Klasse zog er zu seiner Halbschwester nach Boston. Er beschreibt diese Ortsveränderung als die bedeutsamste



Die zersplitterte Familie Little
         

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